Anfänge und Träume
Eines war ich schon immer: neugierig. Die Freude am Unternehmerischen, die Lust auf Neues, die Begeisterung etwas anzupacken, begleiten mich schon mein ganzes Leben lang. In den siebziger Jahren, im damals noch von Werften geprägten Bremen, gründete ich bereits mein erstes Unternehmen – ein Reisebüro. Was Teamgeist heißt und kann, lernte ich beim Handball, wo wir es zusammen sogar bis hin zum Wettstreit um die Norddeutsche Meisterschaft brachten.
Für ein Kind, das wissensdurstig und voller Sehnsucht nach der weiten Welt ist, empfiehlt sich natürlich die Piratenlaufbahn. Doch da die entsprechenden Ausbildungsplätze schon damals Mangelware waren – es war die Zeit, als ein „Hacker“ noch für ein bayrisches Bier gehalten wurde – entschied ich mich gegen diese Laufbahn und dafür möglichst viele Dinge schnell umzusetzen.
Ausbildung und Unternehmertum
Und so studierte ich zunächst Betriebswirtschaftslehre an der Philipps-Universität in Marburg, leitete danach in einer Umbruchphase die Unternehmensentwicklung eines Teilkonzerns der guten alten Metallgesellschaft, zog in die Schweiz, wurde Partner eines Beratungs-Spin-Offs aus dem Umfeld der Universität St. Gallen und gründete danach die Beratungsgruppe Supply Management Group. Diese fusionierte ich im Jahr 2008 mit BrainNet, einer der führenden Supply Chain- und Einkaufsberatungen Deutschlands in Europa. Während meiner Zeit als Präsident des Verwaltungsrates entstand ein Unternehmen mit mehreren Hundert Mitarbeitenden in 12 Ländern. Meine Anteile verkaufte ich einige Jahre später im Zuge der Übernahme von BrainNet durch KPMG.
Wissenschaftliche Karriere
Gleichzeitig versuchte ich mich in mehreren verschiedenen „Sportarten“, darunter auch der lang gestreckte wissenschaftliche Parcours. Dieser führte mich an die Technische Universität München, an der ich 1998 über strategisches Management mit summa cum laude promovierte und 2004 mit einer Arbeit über Supply Management habilitierte. Das alles war ein gutes Training für den ultimativen Dauerlauf mit Hindernissen, der für mich 2004 mit der Berufung auf einen von der Deutsche Post/DHL finanzierten Stiftungslehrstuhl für Einkauf, Logistik und Supply Chain Management an die EBS European Business School, die heutige EBS Universität für Wirtschaft und Recht, begann.
Transformation an der EBS
An der EBS gründete ich zunächst das Supply Management Institut SMI, welches ich bis 2011 leitete und für zahlreiche Unternehmenspartner sowie für neue Themen öffnete. Das SMI wuchs schnell zu einem der international angesehensten Institute in diesem Feld heran; besonders waren SMI-Stiftungslehrstühle an den jeweils renommiertesten Universitäten und Business Schools in China, Indien und Russland, die mit Unterstützung von Airbus, BMW und der Deutschen Bahn entstanden.
2006 wurde ich mit 36 Jahren Rektor und Geschäftsführer der gesamten EBS und 2009 CEO und Präsident der unter meiner Leitung neu gegründeten und von der hessischen Landesregierung unterstützen EBS Universität für Wirtschaft und Recht. Den Weg der EBS von der Hochschule European Business Schools zur Volluniversität haben wir durch die Neugründung der EBS Law School erreicht. Besonders gefreut hat mich, dass die hessische Landeshauptstadt Wiesbaden durch diese Gründung zur Universitätsstadt wurde.
Ein Projekt, auf das ich besonders stolz bin, ist die Initiative zur Gründung des Professor Yunus Lehrstuhls für Social Business. Der aus Bangladesch stammende Wirtschaftswissenschaftler und Friedensnobelpreisträger Muhammad Yunus ist einer der wichtigsten Mitbegründer des Mikrofinanz-Ansatzes. Als Gründer der auf Mikrokredite spezialisierten Grameen-Bank, eröffnete Professor Yunus neue Lebensperspektiven und wirtschaftliche Teilhabechancen für breite Schichten in Entwicklungsländern. Die Gründung des Lehrstuhls war für die deutsche Wissenslandschaft ein Novum und für mich eine Herzensangelegenheit.
Zweite Heimat Schweiz und World Economic Forum
Während dieser Zeit blieb ich weiterhin der Schweiz treu, die für mich und meine beiden ersten Kinder Laurin und Lilia zur zweiten Heimat wurde. Jedoch nicht die geografische Nähe, sondern meine vielseitigen Aktivitäten brachten mich in Kontakt mit Professor Dr. Dr. h.c. mult. Klaus Schwab, dem Gründer und Präsidenten des Weltwirtschaftsforums (WEF) aus Genf und Davos.
Anfang 2009 wurde ich in das Forum der Young Global Leaders (YGL) gewählt und bin den entstandenen starken persönlichen Freundschaften auch heute noch tief verbunden.
Trennung von der EBS und harte Jahre
2011 kam es im Zuge einer Auseinandersetzung und anonymen Anschuldigungen zur Trennung von der EBS, obwohl der Aufsichtsrat sehr lange zu mir hielt und mich auch mehrmals durch Wirtschaftsprüfer kontrolliert und damit geschützt hatte. Die EBS hat die damals gegen mich gerichteten Vorwürfe zu Lasten der EBS selbst negiert und offiziell mitgeteilt, nie einen Schaden erlitten zu haben. Gegen mich gerichtete Rechtsstreitigkeiten von Amts wegen wurden allesamt vorbehaltlos und ohne Schuldfeststellung nach 9 Jahren am 6. Mai 2020 endgültig eingestellt.
Die langjährige juristische Auseinandersetzung wurde – von einer Ausnahme abgesehen – von den Medien stets kritisch zu meinen Gunsten gewürdigt. Schließlich wurde die Staatsanwaltschaft Wiesbaden von Gerichtswegen zu einer achtfachen Amtspflichtverletzung und einer Schmerzensgeldauszahlungen an mich verurteilt. Dazu habe ich 2018 ein Statement verfasst, das ich auch nach der Verfahrenseinstellung weiterhin zugänglich machen möchte.
Berlin und XU – Neuer Heimathafen, neues Schiff
Für diese, wenn auch nicht immer einfache, Lebensphase bin ich auch ein wenig dankbar und habe sie intensiv genutzt, um über die eigenen Stärken und Schwächen, Errungenschaften und Fehler sowie Ziele nachzudenken. Auch entschied ich mich, meine Zelte in der Stadt aufzuschlagen, die in besonderer Weise für Kreativität und positive Unruhe steht: Berlin.
Hier konnte ich endlich wieder Entrepreneur sein und lernen – all das tun, was ich wirklich liebe. Und zu lernen gab es viel, sowohl über mich selbst als auch über das, was wie eine Kontinentalplattenverschiebung unsere ganze Welt verändert.
Die digitale Transformation und die 4. Industrielle Revolution, der Wandel der Automobilbranche vom Verbrenner zur Elektromobilität und die Veränderungen in Industrie und Gesellschaft hin zu einem nachhaltigen und klimaschonenden Handeln und Wirtschaften mit allen politischen, ökonomischen, sozialen und kulturellen Manifestationen wurde meine neue Passion. Neue Meere, hohe See, aufregend, anstrengend, faszinierend.
2016 ging mein neues Schiff vom Stapel, auf den Namen XU getauft, eine Online-Education- und Exchange-Plattform zur Qualifizierung der Beschäftigten und Nachwuchstalente von heute in den Zukunftskompetenzen von morgen, die ich zusammen mit vielen „alten“ und neuen Weggefährt:innen aufbaute und gemeinsam steuere. Im XU-Fokus stehen die drei Zukunftsfelder: Digitalisierung, E-Mobilität und Nachhaltigkeit.
Besonders stolz bin ich auf meine Rolle als Mitinitiator der XU Exponential University of Applied Sciences, Deutschlands erster staatlich anerkannter Hochschule mit Fokus auf Digitalisierung und neue Technologien. Die Hochschule steht unter der Trägerschaft der Verlagsgruppe AG und des international operierenden Bildungsunternehmens Millicent Educational Holdings.
Als habilitierter Wirtschaftswissenschaftler, Unternehmer, Gründer und Honorar-Professor der renommierten Universität für Verwaltungs- und Wirtschaftstechnologien St. Petersburg beschäftige ich mich auch mit der internationalen anwendungsorientierten Forschung rund um neue Arbeitsformen, Technologien, digitale Geschäftsmodelle, neue Mobilitätslösungen und nachhaltige Wirtschaft.
Es ist fantastisch und vor allem inspirierend mit unseren Kund:innen und Partner:innen an faszinierenden Zukunftsthemen zu arbeiten – von digitalen Geschäftsmodellen, EdTech, Blockchain über E-Mobilität, autonomes Fahren und neue digitale Mobilitätsdienstleistungen bis hin zu Nachhaltigkeit, Climate Action, Sustainable Finance sowie skalierter Agilität (SAFe®), Online-Marketing, Digital Health und Digital Farming.
Ich begreife meine Arbeit als eine unglaubliche Inspiration für neue Möglichkeiten, gleichzeitig verbunden mit einer täglichen Dosis an Demut vor den gigantischen Möglichkeiten in den Zukunftsbereichen Digitalisierung, E-Mobilität und Nachhaltigkeit.
Engagement für die Füchse Berlin und Nachhaltigkeit
Seit August 2022 bin ich Vorstand für Nachhaltigkeit und Entwicklung der Füchse Berlin. Bei meinem Engagement kommen zwei Themen zusammen, die mir kaum wichtiger sein könnten. Einerseits der Handballsport, dem ich schon seit Kindheitstagen verfallen bin: Als ehemals aktiver Handballspieler und Förderer fiebere ich mit stark erhöhter Temperatur bei jedem Spiel mit. Und Temperatur ist auch das Stichwort für das zweite Thema: Wir müssen uns gemeinsam der menschgemachten Erderwärmung und dem Klimawandel entgegenstellen.
Handball, Klimaschutz und Nachhaltigkeit – wie passt das genau zusammen? Nun, auch große Sportevents und der Profisport an sich hinterlassen einen ökologischen Fußabdruck und müssen klimaneutral(er) werden. Daher bin ich überzeugt, dass sich auch Vereine weltweit ihrer Verantwortung nicht länger entziehen dürfen. Ich bin daher sehr stolz, dass die Füchse Berlin für Fans, Sponsoren, Stadt und Region sowie Politik und Gesellschaft beim Thema Nachhaltigkeit und Klimaschutz vorangehen.