Agile Lösungen für die Automobilbranche: So kriegen wir mehr E-Autos auf deutsche Straßen
Verbrenner ade – das Zauberwort heißt E-Mobility. Noch haben wir nicht viele der modern-angetrieben Fahrzeuge auf unseren Straßen. Woran liegt das und was können wir dagegen tun?
Wir kommunizieren per E-Mail über Kontinente hinweg, erledigen Bankgeschäfte online und können sogar unsere Großeltern per Videochat anrufen – aber trotzdem fahren fast alle unsere Autos noch mit Verbrennungsmotor, einem Antrieb aus dem 19. Jahrhundert? Manche mögen es nostalgisch finden. Ich denke, es ist einfach nicht mehr zeitgemäß, Unmengen an CO2-Ausstoß für die eigene Mobilität in Kauf zu nehmen. Die E-Mobilität braucht deutlich mehr Schubkraft. Aber wo stehen wir bei diesem Thema in Deutschland überhaupt und wie könnte der Wandel zu emissionslosen Antrieben möglichst schnell gelingen?
So ist der Status Quo in Deutschand
Laut einer Statista Erhebung gibt es in der gesamten Bundesrepublik derzeit fast 310.000 elektrisch angetriebene Pkw. Gar nicht schlecht, könnte man meinen. Vor dem Ziel der Bundesregierung, bis 2030 sieben bis zehn Millionen Elektrofahrzeuge in Deutschland zuzulassen, wirkt die Zahl aber etwas klein. Bayern ist Vorreiter: Im Süden sind gut ein Zehntel der E-Fahrzeuge zuhause. Besonders erfreulich ist, dass sich gerade Geländewagen und SUVs unter den emissionslosen Fahrzeugen finden. Sie würden mit Verbrenner besonders viele Abgase in die Luft blasen. Doch gerade Kleinwagen in den Cities könnten einfach auf E-Antrieb umgestellt werden. Sie müssen im Alltag oft nur kurze Distanzen zurücklegen und brauchen daher keine großen Batterien.
Was tut unterdessen die Bundesregierung, um ihre ehrgeizige Vision Wirklichkeit werden zu lassen? Sie lockt mit einem Umweltbonus und will vor allem in die Ladeinfrastruktur investieren. Eine Million Ladesäulen sollen bis 2030 entstehen, um die anvisierten 10 Millionen Fahrzeuge zu versorgen – auch private Ladepunkte werden gefördert, sonst müssten sich in der Theorie ja zehn Fahrzeuge eine Säule „teilen“. Diese Pläne klingen doch ganz ordentlich. Deloitte befand in einer Analyse kürzlich allerdings, dass sich schon heute abzeichnet: Die Ziele sind wohl unrealistisch. Lediglich 6,35 Millionen Fahrzeuge mit alternativen Antrieben könnten laut Prognosen erreicht werden. Wie könnten wir den Wandel zur E-Mobilität beschleunigen?
Agileres Mindset für innovative Lösungen
Derzeit ist der Markt vor allem von Alleingängen der konkurrierenden Hersteller geprägt: VW gegen Tesla, Daimler gegen BMW – man sollte meinen am Ende profitieren die Verbraucher:innen. Doch was haben die davon, wenn die Hersteller nur versuchen, sich gegenseitig mit Prestigeprojekten zu übertrumpfen und wenn die derzeitige Infrastruktur ein E-Fahrzeug nicht praxistauglich macht? Wie wäre es also, wenn sich passende Expert:innen entlang der Kette zusammentäten: Zulieferbetriebe, Automobilhersteller, Stadtplaner:innen, Energieversorgungsunternehmen – eben alle, die beim Thema E-Mobilität eine Rolle spielen. Strukturwandel ganzheitlich gedacht! Notwendig wäre dafür aber wohl, dass entlang dieser Kette alle genau verstünden, wie wichtig dieser Wandel ist – und nicht etwa nostalgisch dem Motorengeräusch eines 6-Liter-Diesels nachhingen. Ich persönlich finde die Ruhe im E-Auto übrigens ganz schön.
Was kann die Digitalisierung leisten?
Ich bin außerdem fest davon überzeugt, dass neue Ideen und Innovationen in einem so wichtigen Bereich nötig sind und bereits umgesetzt werden. Vor allem mit agileren Arbeitsweisen und dem Einsatz smarter Digitaltechnik, wie beispielsweise beim Modellieren möglicher Szenarien mithilfe von Künstlicher Intelligenz. Viele Akteur:innen im System E-Mobilität könnten aber sicher noch ein paar Lehrstunden in Bezug auf agiles Arbeiten und digitale Tools gebrauchen. Zulieferbetriebe rüsten sich seit Jahren für den digitalen Wandel, setzen auf softwarebasierte Lösungen und entwickeln neue Ideen – sie können hier also mit Sicherheit wichtige Impulse liefern und sollten ihr Engagement in dem Bereich weiter ausbauen. Und ob Zulieferer oder Automobilhersteller: Wo nötig, kann man sich natürlich auch passende Tech- oder Bildungsexpert:innen dazu holen. Dann könnten wir die Marke von 10 Millionen vielleicht doch noch knacken.
Übrigens, wenn schon elektrisch Fahren, dann natürlich am besten mit Strom aus erneuerbaren Energien. Wie unlogisch wären denn bitte E-Antriebe, die trotzdem auf fossilen Brennstoffen basieren würden. Bei diesem Thema spielt die Digitalisierung auch eine wichtige Rolle: Denn unser Stromnetz könnte mittels smarter Energiespeicher deutlich mehr grünen Strom verwerten und damit auf den steigenden Energie-Bedarf durch E-Mobility reagieren. Aber das ist nochmal ein eigenes Thema. Fortsetzung folgt!