Beenden wir endlich diese deutsche Digitalträgheit!
Seit über einem Jahr wird nun so viel über Digitalisierung gesprochen, wie nie zuvor. Gott sei Dank! Doch Taten folgen aus meiner Sicht nach wie vor noch zu wenige. Der jüngst veröffentlichte Enquete-Bericht „Berufliche Bildung in der Digitalen Arbeitswelt“ der Bundesregierung untermauert erneut: Wir brauchen Weiterbildungsmaßnahmen für digitale Fähigkeiten – mitunter sogar komplette Neuqualifizierungen für die gefragten digitalen Jobs, um langfristige, wirtschaftliche Teilhabe für alle in unserem Land zu gewährleisten. Denn so können wir Menschen in einer sich verändernden Arbeitswelt neue Perspektiven bieten und ihren Arbeitsplatz sichern. Und wir brauchen digitale Fähigkeiten nicht etwa in einigen Jahren, sondern genau jetzt! Die Zeiten waren nie günstiger, unsere Gesellschaft war nie bereiter und so offen für Neues. Also lassen Sie uns endlich loslegen und nicht länger nur fabulieren.
Für mich benennen die Expert:innen der Enquete Kommission in ihrem Bericht genau das, was uns gesellschaftlich längst bewusst sein müsste: Berufliche digitale Weiterbildung ist DAS Instrument, mit dem wir dem wachsenden Fachkräftebedarf in der Bundesrepublik gerecht werden – und damit auch weltwirtschaftlich wettbewerbsfähig bleiben können. Vor allem Digitalexpert:innen fehlen. Um die wenigen, die es gibt, buhlen viele Wettbewerber:innen gleichzeitig, Dabei haben wir doch genug gut ausgebildete Arbeitskräfte in unserem Land. Wir sollten sie mit digitalen Qualifikationen ausstatten, anstatt sie zu ersetzen. Damit lösen wir das Problem! Denn der Fachkräftemangel ist eher ein Qualifizierungsmangel. Das bestätigt auch sehr deutlich der Bericht der Enquete Kommission.
Zukunft funktioniert nicht ohne Förderung digitaler Kompetenzen!
In welchen Dimensionen der digitale Wandel sich auf Arbeitsplätze auswirkt, ist bereits vielfältig untersucht worden: Nach Schätzung des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales müssen sich beispielsweise 40 bis 50 Prozent aller Beschäftigten schon bis 2030 in einem digitalen Jobprofil neu qualifizieren. Allein in der Automobilindustrie betrifft das rund 400.000 Jobs. Neben der Erstausbildung sind weiterbildende Qualifikationen also für eine Mehrheit deutscher Arbeitnehmer:innen integraler Bestandteil ihres Bildungsweges: Stichwort lebenslanges Lernen.
Zu diesem Schluss kommt auch die Enquete-Kommission und geht noch einen Schritt weiter: „Damit ist die berufliche Weiterbildung nicht nur von überragender Bedeutung für die Deckung des Fachkräftebedarfs, sondern auch für den sozialen und gesellschaftlichen Zusammenhalt.“ Im Klartext: Qualifizierungsmaßnahmen sind nicht nur für einzelne Berufsgruppen, sondern für uns alle innerhalb der Solidargemeinschaft ein absolutes Muss! Und weil das so ist und wir die Fakten kennen, sollten wir nicht länger warten, sondern schon heute proaktiv gegensteuern. Denn wie fatal die Digitalträgheit der Deutschen sich rächen kann, haben Homeschooling-Wahnsinn und gesundheitspolitischer Behördenirrsinn in der Pandemiebewältigung nur allzu eindrucksvoll bewiesen.
Step by Step: So packen wir Digitalisierung an
Mein Eindruck ist bisher, dass sich bei vielen beim Stichwort Digitalisierung eine Art Schockstarre einstellt: Wo nur anfangen? Mit diesen Schritten können Unternehmen starten – am besten noch heute:
- Mittels klarer Kommunikation und Transparenz bei Mitarbeitenden über Vorteile aufklären
- Adäquate digitale Infrastruktur schaffen, damit alle Zugang zu digitalen Lösungen haben
- Potenziale und Bedarf identifizieren: Welche Mitarbeitenden sollten Weiterbildungsmaßnahmen erhalten?
- Bei Bedarf Expert:innen aus der freien Wirtschaft einbeziehen, die passgenaue Weiterbildungsangebote erstellen und umsetzen können
- Verbindliche Ziele setzen und in einem Zeitplan festhalten
- Fördergelder beantragen und in die digitale Zukunft aufbrechen
(Förder-)Ampeln stehen auf grün: Wir müssen nur noch Gas geben!
Die Bundesregierung hat das Potenzial von Weiterbildung in digitalen Kompetenzen schon vor Enquete erkannt und mit dem Arbeit-von-morgen- und dem Qualifizierungschancengesetz bereits passende Weichen gestellt: Sowohl Arbeitnehmer:innen als auch Unternehmen, die in die Weiterbildung und Neuqualifizierung investieren, können dies großzügig fördern lassen. Bei kleineren Betrieben werden übrigens 100 Prozent der Kosten getragen. Daher kann ich nur erneut dafür plädieren: die Zeit des Evaluierens und Prognostizierens ist vorbei. Was wir brauchen sind klare Worte und ein sofortiges Umdenken – sowohl auf Seite der Unternehmensentscheider:innen als auch auf Seite der Arbeitnehmer:innen. Denn ohne regelmäßiges Invest in die eigenen und digitalen Qualifikationen der Belegschaft wird es nicht gehen. Wer jetzt unnötig zögert und solche Förderangebote ignoriert, für den ist der Digitalisierungs-Zug schnell abgefahren. Deshalb mein dringender Appell an alle Unternehmen, die noch zögern: Nutzen Sie die Chance, Ihre Mitarbeitenden sind jetzt bereit für Veränderungen. Setzen Sie auf Weiterbildung und gehen Sie mit einer digital qualifizierten Belegschaft gestärkt in die Zukunft.