Besser heute als gestern: Turbo-Internet für alle – aber wie?
Schnelles Internet ist die Tür zur digitalen Welt – vielen Menschen bleibt diese jedoch weiterhin verschlossen. Der deutsche Breitbandatlas offenbart klaffende Lücken beim Glasfaserausbau. Dabei ist eine funktionierende digitale Infrastruktur die Grundlage für die digitale und gesellschaftliche Teilhabe. Keine Frage: Wir sollten beim Breitbandausbau mehr Tempo machen – und zwar jetzt!
Wenn man sich das aktuelle Wahlprogramm der Parteien anschaut, ist oft die Rede von digitaler Verwaltung. Dieses Thema wird zurzeit ernster genommen als je zuvor. Das ist auch gut so und in den meisten Behörden längst überfällig. Was dabei jedoch links liegen gelassen wird, ist der Breitbandausbau – zu dem Schluss kommt auch die Stiftung Neue Verantwortung (SNV), die die Wahlprogramme der Parteien unter die Lupe genommen hat[1]. Demnach fehlen hier – im Unterschied zu 2017 – „konkrete Angaben zu Investitionssummen oder Zeiträumen zur Zielerreichung“. Zudem scheine man sich auf die bereits abgesegneten Fördermaßnahmen des Verkehrsministeriums zu verlassen. Für mich ein klarer Fehlschluss: Denn ein flächendeckender Breitbandausbau ist das absolute Minimum, wenn es um den digitalen Wandel geht.
Wie hoch der Bedarf an einer stabilen digitalen Infrastruktur für die Gesellschaft ist, haben wir spätestens durch die Corona-Pandemie feststellen müssen. Ob Unternehmen, die auf Homeoffice umstellten, oder Schulen und Universitäten, die Digitales Lernen ermöglichten: Wer den Anschluss behalten wollte, brauchte diesen in Form eines stabilen und schnellen Internetzugangs. Nur so war ein Zugang zur Bildungs- und Arbeitswelt möglich – und damit auch die gesellschaftliche Teilhabe.
Vielerorts graue Flecken
Schnelles Internet ist in vielen Teilen Deutschlands aber leider immer noch Mangelware. Laut Bundesnetzagentur sind die deutschen Haushalte mit Glasfaseranschluss, also einer Datenübertragung von mindestens 1000 Megabyte pro Sekunde, eher selten: ihr Anteil liegt nur bei etwa 13,8 Prozent. Das ist sogar unter EU-Durchschnitt: Hier verfügen 33,5 Prozent der Haushalte über einen Glasfaseranschluss, in Lettland sind es fast 90 Prozent.[2] Auch ein Blick in den Breitbandatlas des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur offenbart eine Deutschlandkarte voller grauer Flecken, also Haushalte, denen sogar nur eine Downloadgeschwindigkeit von unter 100 Megabyte pro Sekunde zur Verfügung steht[3].
Ein Unding, wenn man bedenkt, wie wichtig schnelles Internet heutzutage ist. Pläne, den Breitbandausbau voranzubringen, sind durchaus da. Laut Bundesregierung soll es bis 2025 flächendeckend Gigabitnetze in Deutschland geben, also schnelles Internet für alle. Glaubt man aktuellen Berichten, ist man davon allerdings noch weit entfernt. Dabei ist eine gute digitale Infrastruktur das Non-plus-Ultra, wenn es um den digitalen Wandel geht: Wir brauchen endlich schnelle Glasfasernetze und eine flächendeckende Mobilfunkabdeckung in der Bundesrepublik, um die Weichen für die digitale Zukunft zu stellen.
Kommunen und Telekommmunikationsfirmen sind dran
Seit April 2021 können Kommunen oder Landkreise in ganz Deutschland eine Förderung vom Bund für den Glasfaserausbau beantragen, wenn es sich um förderfähige graue Flecken handelt – oder wenn es um besonders wichtige Anschlüsse wie die von Schulen, Krankenhäusern, kleinen und mittleren Unternehmen oder Gewerbegebieten geht.[4] Welche Wirkung das haben kann, zeigt ein Beispiel der Stadt Dortmund. Hier werden 97 Millionen Euro durch die öffentliche Hand ins Glasfasernetz investiert. Allein 131 der 175 Dortmunder Schulen können so vom schnellen Internet profitieren. Eine wichtige Voraussetzung, um Schüler:innen überhaupt in Kontakt mit der digitalen Welt zu bringen – und ihnen auf lange Sicht die Kompetenzen vermitteln zu können, die sie für die digitale Zukunft und den Arbeitsmarkt von Morgen benötigen.[5]
Auch Universitäten, Unternehmen und nicht zuletzt Privathaushalte gewinnen dabei – Kommunen sollten die Chance also schleunigst wahrnehmen, um auch wirtschaftlich nicht in die Defensive zu geraten. Meiner Meinung nach sind hier aber auch die führenden Telekommunikationsunternehmen gefragt. Sie nehmen eine Schlüsselrolle beim Breitbandausbau ein und sollten gezielt den Kontakt zu den Kommunen suchen, um das Thema auf lokaler Ebene schneller voranzutreiben – wie das Beispiel aus Dortmund zeigt.
Fachkräfte für den Breitbandausbau fördern
Eine weitere Schlüsselrolle beim Breitbandausbau spielen qualifizierte Fachkräfte, die sich etwa mit den speziellen Anforderungen des breitflächigen Glasfaseranbaus auskennen. Sie müssen gezielt gefördert werden, sei es durch Weiterbildung oder Neuqualifizierung – denn aktuell gibt es noch viel zu wenige Expert:innen auf dem Gebiet. Die Initiative „Fachkräfte für den Glasfaserausbau“ will diesen Mangel im Tiefbau beseitigen und hat ein klares Anforderungsprofil für Elektrotechniker:innen der Zukunft erstellt. Ihr Ziel: zeitnah eine neue Riege an Glasfaserausbau-Expert:innen heranzuziehen.[6]
Wanted: Digitalministerium für das Gesamtpaket
Alles in allem könnten wir mit passenden Förderoptionen des Bundes, entsprechenden Bemühungen der Telekommunikationsbranche und der Qualifizierung neuer Arbeitskräfte beim Thema Breitbandausbau also einiges an Metern wett machen. Was mir bereits Hoffnung gibt: Am Geld soll der Breitbandausbau nicht scheitern. Zurzeit investieren die Telekommunikationsunternehmen massiv und auch die Deutsche Telekom, die lange ihre Kupferleitungen ausbaute, hat ein großes Investitionsprogramm für den Glasfaserausbau aufgesetzt[7].
Und noch ein letzter Impuls: Aus meiner Sicht wäre der flächendeckende Breitbandausbau auf der Agenda eines Digitalministeriums am besten aufgehoben. Wieso ich so ein Ministerium für sinnvoll halte, dazu habe ich mich ja bereits geäußert. Aber gerade am Beispiel Highspeed-Internet für die Republik lässt es sich wieder bestens aufzeigen: Statt des Tunnelblicks auf einzelne Themenfelder wie die digitalere Verwaltung brauchen wir ganzheitliche Lösungsansätze und eine Instanz, die den gesamten Digital-Kompass[8] abdeckt: von digital befähigten Bürger:innen sowie hoch qualifizierten digitalen Fachkräften bis hin zur Digitalisierung von Unternehmen und der Verwaltung.