Die Zukunft der Zusammenarbeit

Die Pandemie lehrt uns eine Menge. Auch Co-Working wird es nicht mehr so geben wie noch vor der Krise. Gemeinsames Lernen wird ein fester Bestandteil der Arbeit von morgen sein.

Alles nahm seinen Anfang in Berlin: Für das Co-Working der ersten Stunde, sozusagen Version 1.0, steht exemplarisch Ansgar Oberholz. Er machte bereits 2005 aus seinem Café „St. Oberholz“ am zentralen Rosenthaler Platz in Berlin-Mitte einen Community-Treff, mit günstigem Coworking-Space, Konferenzräumen und sogar Apartments. Auf dieser Welle setzte Co-Working 2.0 auf: Globale Anbieter wie etwa WeWork haben das Business skaliert und verfügten zwischenzeitlich weltweit über 500 oder mehr gut ausgestattete Standorte.

Wie Pilze schossen seither Workspaces aus dem Boden. Globale Nomad*innen finden heute überall in den Metropolen der Welt sehr anständige Offices. Die großen Pluspunkte für Start-ups oder Freelancer*innen: Die sonst üblichen Gewerbemietverträge mit fünfjähriger Laufzeit fallen weg, stattdessen gibt es monatlich kündbaren Raum zum Arbeiten nach Bedarf. Zudem lassen sich Investitionen für Hardware, Server oder Mobiliar dank der komplett eingerichteten angemieteten Arbeitsplätze viel besser in das eigene Produkt investieren. Ein weiterer Vorteil: Statt am – gerade noch finanzierbaren – Stadtrand liegen die Miet-Büros wie das St. Oberholz, WeWork und Co fast immer zentral und verkehrsgünstig.

Workspace-Vermieter werden umdenken müssen

In Berlin gab es noch Anfang des Jahres 60 Prozent mehr Nachfrage als Angebot an mietbaren Plätzen. Das Geschäftsmodell boomte in der Hauptstadt, vor allem für Coder*innen, Kreative und andere junge Gründer*innen. Dann kam das Virus. Die Menschen fühlten sich daheim sicherer, viele Freelancer*innen waren überdies trotz staatlicher Unterstützung von der Krise finanziell betroffen. Die kurzen Kündigungsfristen erwiesen sich für sie als Segen. Die Kehrseite: Die Co-Working-Spaces liefen binnen Wochen leer – und mit ihnen die Konten der betroffenen Firmen.

In diesen Tagen normalisiert sich die Situation allmählich wieder; die Kreativen kehren sukzessive in die Offices zurück. Das darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass Co-Working, wie wir es heute kennen, neben allen genannten Vorteilen auch echte strukturelle Schwachpunkte hat. Auf dem Weg zum Co-Working 3.0 muss es daher einige wesentliche Änderungen geben.

Gemeinsame Themen sind Trumpf

Da ist zum einen die große Netzwerk-Idee: Quasi am Kaffeeautomaten sollten sich die Leute kennenlernen, um sich dann gegenseitig zu inspirieren und voneinander zu profitieren. Dieses Versprechen schrieben sich viele große Workspace-Anbieter*innen auf die Fahnen, lösten es aber nur selten ein. Das Problem: Es gibt oft gar keine thematischen Überschneidungen. Das Muffin-Start-up, die Steuerberaterin und die Digitalexperten (so wie wir) arbeiten alle eher nebeneinander her statt miteinander. Wie das schlauer geht, zeigt schon heute die „Drivery“, der flächenmäßig größte Co-Working-Space im Ullstein-Haus am Tempelhofer Hafen: Über 80 Unternehmen, Start-ups ebenso wie Tech Labs großer Firmen, arbeiten hier gemeinsam an der Zukunft der Mobilität. Um diese Homogenität zu erreichen, ist vorab unter anderem ein Auswahlprozess notwendig. So manche Vermieter*innen setzen stattdessen lieber auf das schnelle Geld, was aber zu einer sinnlosen Durchmischung bei der Belegung führt.

Geballte Standort-Kompetenz nutzen

Ein weiterer, auch für uns wesentlicher Faktor: Co-Working wird in Zukunft immer mehr Co-Learning sein. Bislang sahen die Anbieter*innen ihre Objekte oft aus einer Office- und Immobilienperspektive statt aus dem Lernen- und Community-Blickwinkel. Doch in Zukunft wird sich gut orchestriertes kollaboratives Lernen bezahlt machen. Zum Beispiel können Einzelne am Standort das, was sie gut beherrschen, allen anderen vor Ort für 60 oder 90 Minuten in der passenden Lernumgebung zur Verfügung stellen – organisiert durch die Anbieter*innen. Ob Themen wie Software, Design, Finance oder Data Science: Von der geballten Kompetenz der Standort-Partner*innen und ganz gezielten Sessions könnten bei Bedarf dann sogar andere Interessierte in der weiteren Nachbarschaft profitieren.

Große Co-Working-Firmen würden so neben den betriebswirtschaftlichen Vorteilen für ihre Mieter*innen einen echten Mehrwert schaffen. Vorausgesetzt, sie denken endlich um. Noch weiter nach vorne gedacht: Das Angebot verschiedener Themenexpert*innen ließe sich womöglich sogar zertifizieren. Mit einer Universität als Partnerin gäbe es die Möglichkeit, Lerninhalte im Rahmen von Studienprogrammen als Credits anerkennen zu lassen – Online-Plattformen inklusive. Am Ende stünde ein universitäres Lerncurriculum: von allen für alle.

Nicht alles geht digital besser

Ohne Frage haben sich Online-Tools und vor allem der Zugriff von zu Hause als wichtige Hilfe in Krisenzeiten erwiesen. Und sicher sind Lernplattformen, Tutorials & Co. ein Trend der Zukunft. Doch beim Lernen, wie wir es verstehen, geht es neben professionellen Online Education Plattformen und Formaten eben auch um das Miteinander und insbesondere um den direkten thematischen Austausch. Networking mit neuen Kontakten und entsprechendem Output lässt sich nun mal nur sehr bedingt vom heimischen Rechner aus machen. Hinzu kommt, dass – im Gegensatz zu einfachen Business-Meetings, die mittels Online-Tool gut möglich sind – für komplexe und intensive technische Arbeiten wie etwa die gemeinsame Software-Entwicklung langfristig das physische Team vor Ort unabdingbar ist.

Vor diesem Hintergrund starten unsere Investoren mit dem Bau eines „Digital Collaboration Campus“ am neuen Großflughafen BER. Hier soll kollaboratives Arbeiten und Lernen ganz anders als bisher möglich sein. „NXT.BERLIN“ wird sich über 100.000 Quadratmeter erstrecken, nur eine S-Bahnstation vom neuen Bahnhof des Flughafens entfernt. Und natürlich wird es ein Leitthema für den Standort geben, das die Aspekte Software-Entwicklung und Kreativwirtschaft optimal verbindet.  Auf den neuen Standort – von dem die XU Group plant Teil zu werden – bin ich schon ebenso gespannt wie auf Co-Working 3.0, welches an diesem Ort ganz sicher realisiert werden wird. Endgültig bekanntgegeben, wann dieser gigantische Campus kommt und wie er konkret aussieht, wird bald. 

Herzlichst Christopher Jahns

[shariff]

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