Nachhaltigkeit in Studium und Ausbildung: Muss statt Wahlfach

Liebe Bildungsbranche, wir müssen reden. Und zwar über Nachhaltigkeit – aber anders, als ihr denkt.

Ja, viele Unis und Fachhochschulen bieten Seminare, Kurse und ganze Abschlüsse mit dem Wort „Nachhaltigkeit“ oder „Sustainability“ im Titel an. Und zahlreiche Business Schools haben mindestens ein Elective zum Thema, wenn nicht mehr.

Aber so gut ich das finde: Das reicht leider nicht. Denn es verrät, dass Nachhaltigkeit immer noch als ein Thema von vielen gesehen wird. Womöglich sogar als Unter-Thema von Umweltschutz.

Diese Denkweise übersieht, was Nachhaltigkeit eigentlich ist: Ein, oder besser, DAS Querschnitts-Thema, das einerseits alle Bereiche unseres Lebens und Lernens berührt und andererseits in all diesen Bereichen aktiv umgesetzt werden muss.

Sustainability ist kein Nice-to-have, kein Extra, mit dem sich die Studierenden beschäftigen können oder auch nicht, je nach Interesse. Nachhaltigkeit muss vielmehr der rote Faden in jeder Ausbildung und jedem Studium sein. Denn wir müssen die Fachkräfte der Zukunft, die wir heute ausbilden, auf eine Welt vorbereiten, in der Nachhaltigkeit die Grundlage für alles Handeln ist. Und das geht nur, wenn wir selbst ihr diese Rolle geben.

Ich weiß: Das ist leichter gesagt als getan. Gerade für mich, der lange die EBS als Rektor und Präsident geführt und die Business School zur Volluniversität entwickelt hat und in einige Uni- wie Hochschulprojekte involviert ist.

Neugründungen können Nachhaltigkeit von Anfang an in ihren Prozessen und Studiengängen verankern. In Hochschulen, die schon seit Jahrzehnten oder gar Jahrhunderten bestehen, ist es nicht so einfach, bewährte Strukturen neu zu denken. Die unterschiedlichen Fakultäten, Institute und Abteilungen sind oft sehr unabhängig – das ist gut für die akademische Freiheit, heißt aber auch, dass sie für dieses Umdenken alle mit ins Boot geholt werden müssen.

Aber: „Nicht so einfach“ heißt nicht „unmöglich“. Es heißt nur, dass wir uns eben ein bisschen mehr anstrengen müssen.

Und beim Thema Nachhaltigkeit, dem Thema, das letzten Endes unsere Zukunft bestimmt, lohnt sich die Mühe.